Gefühle – im Geschäftsleben gelten sie häufig als Störfaktor. Wer zu emotional auftritt, wird schnell als unprofessionell wahrgenommen – unabhängig vom Geschlecht. Doch das andere Extrem ist ebenso problematisch: Wer wie ein Roboter wirkt, erweckt Misstrauen und erzeugt Distanz.
Gefühle lassen sich durch Gedanken steuern
Fachleute aus Psychologie und Neurowissenschaft sprechen in diesem Zusammenhang von Emotionsregulation. Gemeint ist die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen, zu steuern und sie situationsgerecht auszudrücken. Wer dies beherrscht, agiert souveräner und erreicht seine beruflichen Ziele mit größerer Leichtigkeit (vgl. Stangl, 2023). Eine wirksame Methode zur Emotionsregulation besteht darin, die eigenen Gedanken gezielt zu steuern. Denn unsere Bewertungen einer Situation beeinflussen maßgeblich, wie wir uns fühlen. Wer etwa eine kritische Rückmeldung als Angriff wertet, wird sich schnell gekränkt oder wütend fühlen.
Wahrnehmung und Interpretation spielen eine Schlüsselrolle
Wird dieselbe Situation jedoch als hilfreicher Hinweis zur Weiterentwicklung interpretiert, kann man gelassener reagieren. Diese Technik nennt sich kognitive Neubewertung. Sie setzt voraus, die automatische Reaktion bewusst zu unterbrechen und die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Auch Fragen wie „Was würde ein außenstehender Beobachter jetzt denken?“ oder „Wird das in einer Woche noch wichtig sein?“ helfen dabei, emotionale Überreaktionen abzuschwächen. So gewinnen wir Distanz und können überlegter und professioneller handeln – selbst in stressigen oder konfliktreichen Momenten.
Humor mit Maß – Freude zeigen, aber professionell bleiben
Freude und Humor gehören auch ins Berufsleben. Ein ehrliches Lachen wirkt ansteckend und fördert die Teamdynamik. Doch ständiges Kichern oder wiederholte Lachsalven können schnell als unseriös wahrgenommen werden – insbesondere bei Videokonferenzen oder in Beratungsgesprächen. Die Devise lautet: authentisch bleiben, aber mit Feingefühl für den Kontext.
Wutausbrüche signalisieren Schwäche
Wutausbrüche – auch wenn sie von manchen Führungskräften als Ausdruck von Durchsetzungsstärke verstanden werden – gelten heute als unprofessionell. Wer seine Emotionen nicht im Griff hat, verliert an Autorität. Mitarbeitende oder Geschäftspartner werten cholerisches Verhalten nicht als Stärke, sondern als Kontrollverlust. Zudem machen Sie sich angreifbar, wenn andere wissen, wie leicht Sie sich provozieren lassen.
Trauer: Menschlichkeit zeigen – aber mit Augenmaß
In Ausnahmefällen wie einem Trauerfall ist es völlig legitim, Gefühle zu zeigen. Wer jedoch merkt, dass die eigene Belastung überhandnimmt, sollte offen damit umgehen – idealerweise durch eine Auszeit. Das bewahrt die eigene Stabilität und die professionelle Außenwirkung.
Fazit
Professionell mit Emotionen umzugehen heißt etwas anderes, als sie zu unterdrücken. Es bedeutet, sie bewusst zu steuern – mit dem Ziel, glaubwürdig, klar und menschlich zu wirken. Gerade in beratenden oder vertrauensbasierten Berufen ist emotionale Souveränität ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Quelle:
Stangl, W. (2023). Emotionsregulation – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/7274/emotionsregulation (Zugriff: 07.08.2025)